Nadelbinden

Nadelbinden, die älteste bekannte Technik zur Stoffbildung, war bereits im Mesolithikum (8000 – 3000 v. Chr.) auf allen Kontinenten bekannt und hielt sich bis ins Mittelalter. Danach wurde es vom zeitsparenderen Häkeln und Stricken abgelöst und wird heute fast nur noch in den skandinavischen Ländern ausgeübt.

Der Begriff stammt aus dem Schwedischen („Nålbindning“) und setzte sich immer mehr gegen die im deutschen Sprachraum gebräuchlichen Ausdrücke „Schlingtechnik“ und „Verschlingen“ durch.

Mit der Technik des Nadelbindens lassen sich – je nach Art des Stiches – unterschiedlich dichte und elastische Textilien herstellen, die sich z. B. für Socken, Fäustlinge und Mützen eignen. Aber auch Beutel, Netze und Milchseiher wurden z. B. aus Haaren von Kuh- oder Pferdeschwänzen hergestellt.

Die Nadeln, mit der Nadelbindearbeiten gegenwärtig durchgeführt werden, sind in der Regel flach, aus Holz und haben eine Länge von 8 bis 12 cm. Daneben sind Nadeln aus Bein wie Geweih, Horn oder Knochen historisch belegt. Als Garn eignet sich besonders gut Wolle, wegen ihrer Filzeigenschaft.

Es gibt eine Unmenge verschiedener Stiche, die je nach Anzahl der Verschlingungen einen unterschiedlich dichten und elastischen Stoff ergeben. Ist der Faden zu Ende, wird einfach ein neuer an das Ende angefilzt, wodurch man sich das Vernähen erspart.

Das Ergebnis ist sehr formstabil und robust, und es kann sich nicht auftrennen. Durch Filzen der fertigen Kleidungsstücke kann man sie außerdem noch wärmer, und vor allem wind- und wasserundurchlässig machen.

Nadelgebundene Wollsocken

  • Böttcher, Gudrun: „Nadelbindung – Bilanz mehrjähriger Textiluntersuchung im Rahmen der „Experimentellen Archäologie“, in: Mamoun Fansa/Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg, Experimentelle Archäologie. Bilanz 2001, Oldenburg: Isensee: 2002, S. 55 – 64.
  • Ulrike Classen-Büttner: Nadelbinden – Was ist denn das? Geschichte und Technik einer fast vergessenen Handarbeit, Isenbrunn 2012